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Wir beobachten hilf- und ratlose Reaktionen von Politikern und Zentralbankern auf die rapide Entwertung des Geldes. Im April erreichte die Inflation im Euroraum mit 7,5 Prozent ein Rekordhoch. In den USA wurde bereits die Acht-Prozent-Marke überschritten. Die Türkei meldet gar eine Inflation von 70 Prozent. Der Tenor aller Beobachter: Die Inflation wird weiter steigen, und sie wird hoch bleiben. Die Folge: Die Preise werden weiter steigen, insbesondere für Lebensmittel und Energie. Unter normalen Umständen würden die Notenbanken nun gegensteuern, indem sie die Zinsen erhöhen. Doch wir befinden uns geldpolitisch mitten im größten Experiment der Finanzgeschichte: Seit Jahren gibt es weltweit Null- und sogar Negativ-Zinsen. Im Klartext: Wer spart, wird bestraft. Er muss dafür bezahlen, dass die Bank sein Geld aufbewahrt. Zugleich wurden all jene belohnt, die investieren oder spekulieren – egal, in welche Werte: Die Aktienmärkte gingen durch die Decke, die Immobilienpreise explodierten, alle Asset-Klassen wurden immer teurer. Die Folge: Wenn sich ein junges Paar heute in Berlin eine kleine Wohnung kaufen will, muss es schnell 800.000 Euro auf den Tisch legen. Der Grund: Viele Wohnungen werden nicht zum Wohnen verwendet, sondern stehen leer, weil sie als Geldanlage für Menschen aus aller Welt dienen – die vor den Negativzinsen auf der Flucht sind…
»Nominell leben wir in einer Demokratie. Das heißt: Das Volk regiert sich selbst. Tatsächlich hat, wie jeder weiß, das Volk nicht den geringsten Einfluss auf die Regierung, weder in der großen Politik noch auch nur in solchen administrativen Alltagsfragen wie Mehrwertsteuer und Fahrpreiserhöhungen. […] Das entmachtete Volk hat seine Entmachtung nicht nur hingenommen – es hat sie geradezu liebgewonnen.« Das sind Wort des Politikwissenschaftlers Johannes Agnoli bereits 1967 in seinem Werk „Die Transformation der Demokratie“. Er beschrieb die Rückentwicklung der Demokratie zu einer neofeudalen oder autoritären Herrschaftsform. Unter „gelenkter Demokratie“ versteht der 2015 verstorbene Demokratietheoretiker Sheldon S. Wolin eine politische Organisationsform, bei der Regierungen durch Wahlen legiti- miert werden, die sie zu kontrollieren gelernt haben. Sein Alterswerk „Umgekehrter Totalitarismus“ geht davon aus, dass „gemanagte Demokratie“ totalitäre Züge entwickelt. Passt der Begriff „Demokratie“ dann heute noch auf unsere Gesellschaftsform? Wolin’s Buch war 2008 erschienen und wurde jetzt, 2022, ins Deutsche übersetzt. Sie hören „Umgekehrter Totalitarismus“ eine Rezension von Ulrich Teusch über das gleichnamigen Buch von Sheldon S. Wolin. Sprecher: Ulrich Allroggen und Martin Muliar. Das Buch „Umgekehrter Totalitarismus ist jetzt auf Deutsch im Westend-Verlag erschienen, es hat 464 Seiten und kostet 36 Euro. Der emeritierte Kieler Psychologieprofessor Prof. Rainer Mausfeldt verfasste das Vorwort. Der Text war zunächst bei multipolar erschienen:
Die Geschlechtsmerkmale sind eindeutig, aber fühle ich mich auch so? Ist mein Körper mein Gefängnis? Manche finden es befremdlich, dass mit dem sogenannten „Selbstbestimmungsgesetz“ per Selbstauskunft in Zukunft bereits 14-jährige ihren Geschlechtseintrag beim Standesamt ändern können sollen. In der Regel, so der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann, würden operative Geschlechtsumwandlungen ein Mindestalter von 18 Jahren vorsehen. Hormonbehandlungen zur Vorbereitung werden ab 14 Jahren empfohlen. Wohlfühlen im eigenen Körper, darum geht es im Kern. Wer soll sich anpassen, Physis oder Psyche? Oder beide? Steht am Ende Verwandlung oder Inklusion? Der veränderte Körper oder die Versöhnung mit seinem Werdensprozess? Und welche Rolle spielt die Gesellschaft dabei, ein gesundes Selbst mit all seinen Facetten entwickeln zu können? Hören Sie „Der schwangere Mann“, ein Kommentar unserer Autorin Anke Behrend, gelesen von Sabrina Khalil und Ulrich Allroggen.
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𝐇𝐚𝐥𝐥𝐨 𝐌𝐞𝐢𝐧𝐮𝐧𝐠 – 𝐆𝐞𝐬𝐞𝐥𝐥𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐭 𝐟ü𝐫 𝐟𝐫𝐞𝐢𝐞𝐬 𝐃𝐞𝐧𝐤𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐩𝐨𝐥𝐢𝐭𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞 𝐄𝐢𝐧𝐟𝐥𝐮𝐬𝐬𝐧𝐚𝐡𝐦𝐞 𝐦𝐛𝐇 𝐈𝐁𝐀𝐍: 𝐃𝐄 𝟐𝟏 𝟕𝟔𝟎𝟓 𝟎𝟏𝟎𝟏 𝟎𝟎𝟏𝟑 𝟗𝟔𝟑𝟓 𝟖𝟐 𝐁𝐈𝐂: 𝐒𝐒𝐊𝐍𝐃𝐄𝟕𝟕𝐗𝐗𝐗 𝐁𝐚𝐧𝐤:
𝐒𝐩𝐚𝐫𝐤𝐚𝐬𝐬𝐞 𝐍ü𝐫𝐧𝐛𝐞𝐫𝐠 Herzlichen Dank! Peter Weber & Team Hallo Meinung
Mitte der 1980er Jahre gelang dem amerikanischen Autor Tom Wolfe sein Meisterstück. Im grandiosen Gesellschaftspanorama „Fegefeuer der Eitelkeiten“ gab er wirklich jede Schicht der Stadt New York – ob Mehrheit oder Minderheit – der Lachhaftigkeit preis. Veräppelte jede Profession, jeden Stand, jede Rasse, jede Ethnie, jedes Glaubensbekenntnis, jedes Geschlecht. Mit snobistischer Akkuratesse erzählte Wolfe von den wirtschaftlichen und politischen Kabalen beim epischen Kampf um Geld, Macht und Status in Big Apple…
Es gibt stille Feiertage in Deutschland, die sind offiziell. Und es gibt stille Feiertage, die sind nicht offiziell, dennoch sind sie ritualisierte Momente im Jahreslauf, wo Politiker mit Tremolo in der Stimme irgendwelche negativen, sozialen Entwicklungen kommentieren. Für die ist dann zufällig irgendwie der politische Gegner verantwortlich. Zu letzteren gehört die Präsentation der Polizeistatistik zur politisch motivierten Kriminalität. Traditionell fällt die Ehre des Hochamtes dem Bundesinnenminister zu, aktuell also Nancy Faeser (SPD).
Seit ihrem Amtsantritt im Dezember hat die twitternde Welterklärerin mit ihren faktenfreien, aber unterhaltsamen Kommentaren eine breite Fangemeinde erobern können. Die enttäuscht sie nicht. „Der Rechtsextremismus ist die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie und die größte extremistische Gefahr für Menschen in unserem Land“, gab Faeser nun zum Besten. „Mit unserem Aktionsplan gegen Rechtsextremismus haben wir die Gangart deutlich verschärft.“
Angeblich zeige das die vorgelegte Statistik. „41 Prozent aller Opfer politisch motivierter Gewalttaten wurden 2021 von Rechtsextremisten attackiert.“ Wirklich? Seitdem schon der prüfende Blick aufs Thermometer leicht zum politischen Statement werden kann, sollte sich jeder die Entstehung solcher Zahlenwerke genauer betrachten. Schauen wir uns den Bereich der sogenannten Propagandadelikte an. Hier weist die Statistik 12.255 rechte zu 126 linken registrierten Vorfällen aus – letztere also ein Hundertstel.
Das Problem: Es ist für einen Linksextremisten fast unmöglich, hier in Erscheinung zu treten. Sprüht er das Antifa-Zeichen oder Hammer und Sichel an eine Hauswand, wird das nicht als „Verbreiten von Propagandamitteln oder Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ gewertet, sondern allenfalls als Vandalismus; wenn dies ein verärgerter Hausbesitzer anzeigt. Beschmiert er dann aus Frust das Wahlkreisbüro eines AfD-Abgeordneten mit Hakenkreuzen, geht das als „rechte“ Straftat in die Statistik ein.
Soviel statistische Zurückweisung macht die Wutausbrüche unseres Linksextremisten erklärlich, die an anderer Stelle dann doch – noch – erfaßt werden. Im Bereich der Sachbeschädigungen steht es dann auf einmal bei 1.176 rechts- zu 5.717 linksmotivierten Straftaten. Also das Fünffache an Gewalt von linker Seite wird bei Faeser zum „Rechtsextremismus“ als der „größten extremistischen Bedrohung“ unserer Demokratie. Manchmal ist weniger halt einfach mehr.
Aber ist diese linke Gewalt nicht eine zwar zu verurteilende, aber doch auch irgendwie verständliche Reaktion auf abscheuliche soziale Mißstände, strukturellen Rassismus und so? Naja, nicht wirklich. Jeder wird wohl zugestehen, daß es zum Wesen einer Demokratie gehört, daß sich jeder Bürger angstfrei am politischen Prozeß der Willensbildung beteiligen darf. Wird er dagegen bedroht, eingeschüchtert, verfolgt, stellt sich derjenige, der diesen Druck ausübt, automatisch außerhalb der Gesellschaft.
In 774 Fällen, bei denen es 2021 im Zusammenhang mit Wahlen zu Straftaten kam, werden die Täter dem rechten Spektrum zugeordnet. Aber in 2.410 Fällen, also mehr als dem Dreifachen, dem linken Spektrum. Noch krasser wird das Mißverhältnis, wenn wir uns davon nur die Gewaltdelikte anschauen. Hier steht es 16 zu 58 Gewaltvorfällen. Aber vielleicht fällt dies bei Faeser mittlerweile schon unter dem „Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“. Denn dann stimmt die Rechnung wieder.
Übrigens hat die Statistik einen deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten von 2.351 Fällen im Jahr 2020 auf 3.027 Fälle im Jahr 2021 registriert, also einer stattlichen Steigerung von knapp 29 Prozent. Woher dieser Anstieg wohl kommt? So recht schlüssig ist sich die Statistik da nicht, der größte Zuwachs mit sagenhaften 520 Prozent findet hier in der Kategorie „nicht zuzuordnen“ statt. Manchmal stößt halt auch eine politisch motivierte Polizeistatistik an die Grenzen der Manipulierbarkeit. Und da schweigt man besser.